Camouflage Tarnmuster im Vergleich

Was man über Camouflage Muster wissen sollte

Camouflage ist aus dem französischen abgeleitet und bedeutet übersetzt „Tarnung, Täuschung, Irreführung“. In Deutschland wird der Begriff auch häufig mit Tarnmuster übersetzt verwendet. Ursprünglich stammt die Tarnkleidung aus dem militärischen Bereich und dient dazu, das Erscheinungsbild eines Soldaten (oder Fahrzeuges) so an die Umwelt anzupassen, dass er nicht oder nur mit größter Mühe zu erkennen ist. Heutzutage wird Camouflage auch abseits der Kasernen und Kriegsschauplätze getragen – auf den Laufstegen der Welt genauso wie in urbanen Lifestyle-Diskotheken. Das Tarnmuster ist längst zu einem Modestatement geworden, doch die wenigsten wissen, welche verschiedenen Muster es gibt, wie sie bezeichnet werden und was der ursprüngliche Zweck dieser Camouflage Muster war. Diese Wissenslücken werden wir mit diesem Text stopfen und wünschen viel Spaß beim Lesen!

Camouflage einfarbig

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren Kriege eine recht farbenfrohe Angelegenheit. Jeder Stadtstaat hatte seine eigene Kleidung für das Heer und da sich die Armeen zumeist in geordneter Schlachtreihe gegenüberstanden und aufeinander anlegten, war der Bedarf an Kleidung, die mit dem Untergrund verschmolz, nicht vorhanden. Im Gegenteil, grelle Farben und auffällige Formen halfen dabei, im Chaos des Gefechtes zwischen all dem Pulverdampf die eigenen von den gegnerischen Truppen zu unterscheiden. Im Zuge der Kolonialkriege Ende des 19. Jahrhunderts stellten wurden erstmals Truppenteile aus Großbritannien und den USA in einfarbigen, dem Untergrund angepassten Uniformen eingekleidet. Das erste Heer, das vollständig in einfarbiger Tarnkleidung („feldgrau“) ausgestattet wurde, war um 1907 das kaiserliche deutsche Heer.

Camouflage einfarbig: OD grün

Vom 1. Weltkrieg bis in die 1970er Jahre waren alle westlichen Armeen mit einfarbiger Tarnkleidung ausgerüstet. Während die Bundeswehr, die Nationale Volksarmee und viele Staaten des Ostblocks ein Feldgrau bevorzugten, entwickelten die USA bereits vor dem 2. Weltkrieg einen Farbton, der über viele Jahrzehnte hinweg die Standardfarbe der amerikanischen Streitkräfte werden sollte. Olive Drab (OD) ist ein markanter, olivgrüner Farbton, der sowohl von den Land- als auch Seestreitkräften, teilweise auch bei der Airforce getragen wurde. Im Laufe der Jahre entwickelten die einzelnen Truppenteile ihre jeweils eigene Definition von OD grün, so dass sich hellere und dunklere Grüntöne auf Kleidung, Fahrzeugen und Munitionskisten aus dieser Zeit finden lässt.

Camouflage einfarbig: Khaki

Khaki wird bei den amerikanischen Streitkräften auch als „desert tan“ bezeichnet. Khaki-Uniformen kommen in einem helleren oliv-braunen Ton daher und werden voranging von Truppen in Wüstenregionen getragen. Aktuell findet bei der US Armee ein Umstieg weg von der „desert tan“ und hin zum „coyote brown“ statt. Dieser dunklere Farbton soll wesentlich effektiver seinen Tarnauftrag erfüllen und Flecken sowie Verschleiß effektiv kaschieren können.

Camouflage mehrfarbig

Bereits im 1. Weltkrieg begann man damit, Schiffe und Panzer mit einem mehrfarbigen Tarnmuster zu bemalen. Dieses sollte die Konturen kaschieren und es dem Gegner erschweren, den Typ und die Fahrtrichtung herauszufinden. Soldaten wurden hingegen erst nach dem Krieg mit Tarnmustern auf ihren Uniformen ausgerüstet. 1931 führte die Reichswehr das Splittertarnmuster ein, welches international große Beachtung und demzufolge viele Nachahmer fand. Das älteste in Großserie hergestellte, mehrfarbige Camouflage Muster war das deutsche „Platanenmuster“, das von der Waffen SS entwickelt und getragen wurde. Mehrfarbige Tarnmuster erhöhen das optische Verschmelzen des Soldaten mit seiner Umwelt im Gegensatz zu den einfarbigen Camouflage Uniformen wesentlich. Unregelmäßige Muster und der Natur nachempfundene Farben sorgen dafür, dass die Kombattanten im Gefecht für den Gegner fast nicht mehr auszumachen sind.

Camouflage mehrfarbig: Woodland

Im 2. Weltkrieg begann die US Army, erbeutete Ausrüstung der Waffen SS zu studieren. Die von den Deutschen verwendeten Tarnmuster waren die Grundlage für eines der bekanntesten Camouflage Muster überhaupt: Woodland. Bereits im Vietnamkrieg Ende der 1960er Jahre wurde eine frühe Version des vierfarbigen, sehr kontrastreichen Musters an die kämpfenden Einheiten ausgeliefert. Ab 1981 wurde das Woodland-Pattern zum Standard der US Army, den Marines sowie bei der Airforce und Navy. Das Woodland Camouflage Muster besteht aus unregelmäßigen Flecken in Sandfarben, Braun, Grün und Schwarz und bietet, wie der Name es bereits andeutet, ideale Tarnung in waldreichen Gebieten. Erst 2006 wurde das Muster ersetzt.

Camouflage mehrfarbig: MultiCam

Um den Anforderungen des modernen Krieges und den Auslandseinsätzen der US Armee gerecht zu werden, entwickelte das amerikanische Unternehmen Crye Precision unter Federführung des US Army Soldier Systems Center das sogenannte MultiCam-Camouflage Muster. Das hellbraune, mit grünen Zwischentönen gefleckte und mit gelblich-grünem Farbverlauf versehene Muster soll die Konturen des Soldaten in jedem Terrain, in allen Jahreszeiten und Klimazonen sowie beim Einsatz von Nachtsichtgeräten effektiv verwischen. Als Ersatz für das Woodland Muster konnte sich MultiCam jedoch nicht durchsetzen. 2004 wurde eine Ausschreibung gegen das UCP (Universal Camaouflage Pattern) verloren, was seitdem den Standard bei US-Uniformen darstellt. MultiCam wird jedoch als Tarnmuster von Spezialeinheiten und zivilen Strafbehörden verwendet.

Camouflage mehrfarbig: Universal Camo Pattern (UCP)

Die aktuellen amerikanischen Streitkräfte sind mit einer Universaltarnung (Universal Camo Pattern) ausgerüstet. Dieses Muster besteht aus diversen Farbtönen in Grau, Beige und Grün. Das auf digitalen Daten beruhende UCP soll in allen Regionen der Welt beste Tarnung bieten. Leider hat sich das 5 Billionen Dollar teure Projekt als Fehlschlag herausgestellt. In sandigen Gebieten wie im Irak, Afghanistan oder Syrien ist das Muster viel zu dunkel, um Tarnung zu geben. In waldigen Gebieten hingegen ist das UCP wiederum zu hell, so dass Soldaten in beiden Fällen viel zu früh vom Gegner erkannt werden können. Die schlechte Tauglichkeit im Einsatz führte zu massiven Protesten seitens der Soldaten. Nichtsdestotrotz ist das Universal Camo Pattern außer beim US Marine Corps auch aktuell noch die Standard Tarnung der US Streitkräfte.

Camouflage mehrfarbig: Operational Camouflage Pattern (OCP)

Ein neueres Tarnmuster der United States Army ist das Operational Camouflage Pattern (OCP), auch Scorpion W2 genannt. Das beigefarbene, mit grünen, dunkelbraunen und schwarzen Flecken durchsetzte Tarnmuster soll zukünftig als Haupttarnmuster der Streitkräfte dienen und das ungeliebte UCP ablösen. Aktuell wird das Muster von Truppenteilen innerhalb von Kasernen während des Trainings getragen. Offizieller Ausgabetermin ist 2019, bis dahin ist es den Truppenteilen erlaubt, die verschiedenen verfügbaren Tarnmuster untereinander zu mischen. Neben einem verbesserten Tarneffekt in jedem Gebiet versprechen sich die Verantwortlichen bei der Army auch eine vergrößerte Akzeptanz des Musters bei der Truppe sowie Zukunftsfähigkeit.

Camouflage mehrfarbig: A-TACS® (Advanced Tactical Concealment System)

Die Firma Digital Concealment Systems hat ein Tarnmuster entwickelt, dass die Umrisse des menschlichen Körpers im Gelände vollständig brechen und die Soldaten damit „unsichtbar“ für den Gegner machen soll. Das auch „Muster-in-Muster“ genannte Tarnkonzept beruht im wesentlichen auf einem beigefarbenen Untergrund, auf dem verschiedene, auch in der Natur vorkommende Farben miteinander und untereinander gemischt werden. Die verwendeten Farben und das ganz spezielle Muster sollen die Konturen des Soldaten sowohl auf felsigen als auch sandigen Untergrund und in Waldgebieten verschwimmen lassen. Viele Soldaten, die das Muster bisher gesehen haben, sind von den chamäleonartigen Effekten des Tarnmusters absolut überzeugt. Im Gegensatz zu Digital-Tarnmustern, wie sie aktuell von fast jeder westlichen Armee eingesetzt werden, basiert der Camouflage-Effekt beim A-TACS Muster nicht auf quadratischen Pixeln, sondern auf organischen Formen. Das Muster wird durch einen Algorithmus erzeugt, der der Tarnuniform eine Palette von natürlichen Farben und Formen verleiht. Der Verzicht auf eine horizontale und vertikale Ausrichtung des Tarnmusters soll sowohl im Nahbereich als auch in der Fernsicht die menschlichen Konturen so verwischen, dass sich der Körper kaum noch von der Umgebung abhebt. Je nach Einsatzgebiet der Truppenteile können die Tarnmuster des A-TACS noch variiert werden, so dass eine optimale Tarnung sowohl in offenen Wüstengebieten als auch in dicht bewaldetem Gebiet oder auf felsigen Untergründen gegeben sein kann. Ob A-TACS jemals von einer Armee eingesetzt wird, ist derzeit noch völlig offen.